Jerusalem – Die heilige Stadt

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Eine Stadt - drei Weltreligion

Zum Glück ist das Nachtleben in Jerusalem mittwochs nicht überragend und so schaffte ich es zum Frühstück. Das Frühstück im Abraham Hostel ist vegetarisch und besteht hauptsächlich aus frischem Brot, Salat, Saucen und Eiern. Bei dem Frühstück traf ich wieder auf die Deutsch-Australier Elisabeth und Jude, die jetzt mit ihrer Familie vereint waren. Nach dem Frühstück machte ich mich gemeinsam mit Bekannten von der Pub Crawl sowie zwei Zimmergenossen auf dem Weg zur Free Walking Tour von Jerusalem.

Die Free Walking Tour wurde 2014 in Berlin erfunden und hat sich in den letzten Jahren weltweit ausgebreitet, nach dem Motto, dass sich jeder Mensch einen Stadtrundgang leisten soll. Die Teilnahme ist grundsätzlich frei, am Ende erwarten die Tourguides für ihren Einsatz ein Trinkgeld. Die Erfinder des Konzepts versprechen sich dadurch, dass  die Führer besonders motiviert sind und sich bemühen ein Trinkgeld zu erhalten. Meinen ersten Free City Walk erlebte ich im August 2019 in Stockholm. Er blieb mir, auch aufgrund des Humors des Tour Guides in guter Erinnerung. Die Tour in Jerusalem erreichte die skandinavische Qualität nicht, obwohl sich unsere Führerin ebenfalls Mühe gab. Die Tour beschränkte sich auf die Stadtviertel der Altstadt.

Die Altstadt von Jerusalem ist nur 1 km² groß und ist in vier Viertel, dem armenischen, christlichen, muslimischen und jüdischen Viertel unterteilt, wovon der muslimische Teil mit 22.000 Einwohnern der größte ist. Jerusalem ist die heilige Stadt des Christentums, des Islams und des Judentums. In der Altstadt befinden sich 255 Kirchen und christliche Städten, 160 Moscheen und Gebetsplätze und 80 jüdische Stätten. Die Altstadt von Jerusalem war im israelischen Unabhängigkeitskrieg heftig umkämpft, wurde von Jordanien erobert und 1950 annektiert. Die jüdische Bevölkerung wurde vertrieben, ihre Wohnungen und Synagogen wurden zerstört. Der damalige Leiter des roten Kreuzes, Paul Ruegger, setzte sich persönlich dafür ein, dass die dort lebenden Juden sicher nach Westjerusalem fliehen konnten. 1967 wurde die Altstadt im sechs Tage Krieg von der israelischen Armee zurückerobert. Vor der Klagemauer befand sich das Maghrebiner Viertel, das ohne Zustimmung der israelischen Regierung niedergerissen wurde. Das jüdische Viertel wurde wieder aufgebaut und ist heute das reichste Viertel der Altstadt.

Da der Tempelberg am Freitag und Samstag geschlossen ist, und nachmittags im Winter nur von 12:30 – 13:30 geöffnet ist, beendeten einige Teilnehmer die Tour vorzeitig, da es für sie die letzte Chance war, den Tempelberg zu sehen. Gemeinsam mit meiner argentinischen Zimmernachbarin Delfina blieben wir bis zum Ende um 13:00 Uhr, auch weil uns unsere Führerin versicherte, dass wir noch genug Zeit für eine Besichtigung des Tempelbergs hätten. Weit gefehlt! Am Ende der Tour sprinteten wir, um uns nicht in den unübersichtlichen Gassen der Altstadt zu verlaufen, um die Mauern herum zum Tempelberg. Zunächst nahmen wir den falschen Eingang und ich vergaß bei einem Sicherheitscheck auch noch meine Tasche, was ich erst am Eingang zum Tempelberg bemerkte. Wir hatten keine zehn Minuten mehr zur Verfügung, ich sprintete zurück, schnappte mir die Tasche von dem überraschten Security und lief zurück zum Tempelberg. Vorbei an dem Security-Check durch den Holzgang erreichte ich schließlich den Gipfel. Die Zeit lief. Hier begannen die Securitys auch schon, die nicht-muslimischen Besucher zum Ausgang zu drängen. Ich erklärte ihnen, dass ich noch schnell ein Foto von dem Felsendom machen wollte, da ich nur bis Samstag in Jerusalem bleiben würde. Sie zeigten Verständnis und ich konnte meine Fotos machen, bevor ich den Tempelberg wieder verlassen musste. Immerhin hatte ich ihn bestiegen.

Da wir um 14 Uhr die nächste Tour zur Davidstadt, dem ursprünglichen Jerusalem gebucht hatten, konnte ich nur ein Stück Jerusalemer Brot als Mittagessen zu mir nehmen. In Deutschland wäre das für mich undenkbar, in Israel aß ich nur die Hälfte von dem wie in der Heimat. Da ich allerdings ein leidenschaftlicher Esser bin, fiel das in Israel niemandem auf und ich aß soviel wie jeder andere, was nur für mich wenig erschien.

 

Davidstadt - der (ur-)alte Teil Jerusalems

Die Davidstadt befindet sich südöstlich vom Tempelberg. Sie ist die historische Keimzelle von Jerusalem, die vor 5.000 Jahren besiedelt wurde. 1.000 v. Chr. war Jerusalem eine kleine, von den Jebusitern besiedelte und gut befestigte Stadt, als sie von König David über die Gihonquelle erobert wurde. Die Wege, die er bei der Eroberung zurücklegte, verzweigen sich und sind heute für Besucher zugänglich. Einer der Wege steht zur Freude der jüngeren Besucher (und zum Ärger einiger Tourguides) unter Wasser. Unser Führer, ein fast zwei Meter großer amerikanischer Jude, erzählte uns, dass er im Winter eine Tour mit Grundschulkindern durchgeführt hatte. Die Kinder hatten in den engen, unter Wasser stehenden Gassen ihren Spaß und planschten im Wasser, während er fast zwei Stunden in gebückter Haltung im fast hüfttiefen Wasser mit nach seinen Worten unmenschlichen Rückenschmerzen ausharren musste. Seitdem zeigt er seinen Gästen nur noch den trockenen Weg. Neben den Tunneln befinden sich an einem Felsenhang die Überreste von Häusern, die für die damalige Zeit sehr luxuriös waren und sogar eine Toilette besaßen. Aber insbesondere die Tunnel, über die vor 3.000 Jahren David in die Stadt eindrang, ließen mich ihr Alter spüren.

Vermutlich liegen unter der Erde noch viele weitere Geheimnisse versteckt. Da das Gebiet oberhalb der Davidstadt besiedelt ist, sind die archäologischen Ausgrabungen momentan stark eingeschränkt. Wer weiß, was sich noch unter der Erde Jerusalems befinden.

Gottes Segen in der Grabeskirche

Nach der Besichtigung der Davidstadt besuchten wir die Grabeskriche. Sie wurde 300 Jahre nach der Kreuzigung Jesus von Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, errichtet. Sie befindet sich nach biblischer Überlieferung am Golgatha Felsen, dem Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Um zum Grab Jesus zu gelangen, mussten wir uns über eine Stunde in einer Schlange anstellen. Von Minute zu Minute stieg in mir die Spannung. Schließlich waren wir an der Reihe.

Am Eingang erfasste mich eine Kraft, die mich fast zu dem Grab Jesus zog. Ob es am Weihrauch der orthodoxen Priester lag, die den Ort bewachten oder ob Gott tatsächlich an dem Ort wohnt. Egal! Die Zeit verging wie im Fluge. Zwei Priester hielten die Ordnung aufrecht und sorgten dafür, dass die Besucher sich nicht zu lange an dem Ort aufhielten. Bisher hatte ich an keinem Ort der Welt eine solche Spiritualität erlebt. Ich weiß, dass ich den Moment nie vergessen werde. Auch wenn ich den Ort nach einem gefühlten Bruchteil einer Sekunde, in Wahrheit vergingen wahrscheinlich drei Minuten, wieder verlassen musste, seine Magie wird mich für immer begleiten.

Viele Pilger besuchen eine Stelle, an der sie ihren Schal einreiben. Wenn man sich den Schal dann umlegt, wird man von Krankheiten geheilt. Auch ich rieb hier meinen Schal ein. Fünf Tage später, ich war inzwischen wieder nach Deutschland zurückgekehrt, ging es meiner Mutter, die an den Folgen eines Schlaganfalls litt, an Heiligabend plötzlich sehr schlecht und sie sank in sich zusammen. Ich war kurz davor, einen Notarzt zu rufen. Sie bat mich, ihr meinen Schal aus der Grabeskirche zu geben. Ihr Zustand normalisierte sich wieder, wir unterhielten uns noch ein wenig und als ich mich auf den Heimweg machte, schlief sie mit dem Schal ein. Am nächsten Tag ging es ihr wieder deutlich besser und sie gab mir den Schal zurück. Möglicherweise verfügt er über eine starke, heilende Kraft. Ich kann es nicht sagen. Ich glaube aber aufgrund der Erfahrung an Weihnachten und zuvor in der Grabeskriche, dass sie existiert.

Nachdem wir die Altstadt verlassen hatten, ließ ich den Tag in der Hostel Bar ruhig ausklingen. Am nächsten Tag erwarte mich ein Tagestrip in das Westjordanland, genauer gesagt nach Bethlehem und Jericho.

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