Der Norden Israels – Nazareth, See Genezareth und die Golan Höhen

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See Genezareth

Am späten Abend traf ich erschöpft von der Tour zum Gazastreifen und der Autofahrt von Tel Aviv in Nazareth ein. Nachdem ich mich dann noch durch die engen, hügeligen Gassen gekämpft hatte, erreichte ich mein Airbnb Apartment. Mein Gastgeber war schon am Schlafen und der Schlüssel steckte an der Eingangstür. Da die nächste Tour meiner Reise zum See Genezareth und den Golanhöhen bereits um 7 Uhr begann, erkundigte ich die Stadt an diesem Abend nicht und blieb im Apartment. Ich schaffte es lediglich zu einem hundert Meter entfernten Kiosk um mir ein paar Bierchen und Instant Food zur Verpflegung zu holen.

Wir brachen kurz nach sieben nach Kapernaum, der Heimat Jesus, nachdem er Nazareth verlassen hatte. Bei der Tour waren wieder viele Nationen vertreten, wobei Australier die Mehrheit bildeten. Mehrere Teilnehmer der Tour traf ich später in Jerusalem wieder, eine Teilnehmerin war sogar im selben Hotelzimmer wie ich.

Kapernaum war ein wohlhabendes Fischerdorf, in dem Jesus in der Synagoge gepredigt hat, Kranke heilte und seine ersten Jünger angeworben hat. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist neben einer der ältesten Synagogen der Welt aus dem 4. Jahrhundert, es handelt sich hierbei nicht um die Synagoge, in der Jesus predigte, und das Haus vom Petrus, in dem auch Jesus gelebt haben soll.

Nächster Stopp war der Berg der Seligpreisung. Hier hat Jesus von Nazareth nach christlicher Überlieferung die Bergpredigt gehalten und seine Apostel ausgewählt. Auf dem Berg befindet sich eine franziskanische Kapelle, die durch Mussolini finanziert wurde. Zwei Päpste, Paul VI und Johannes Paul II besuchten das Kloster. Ihre Gewänder können in der Kapelle besichtigt werden.

Die Golanhöhen - Das Naturschutzgebiet Banias und der Berg Bental

Wir verließen nun den See Genezareth und fuhren in die Golanhöhen, eine der schönsten, aber in der Vergangenheit auch umkämpftesten Regionen in Israels. Bei den Golanhöhen handelt es sich um ein Hochplateau, das vulkanischen Ursprungs ist. Die Golanhöhen wurden 1967 im Sechstagekrieg erobert. Im Jom-Kippur-Krieg gegen Ägypten und Syrien, in dem Israel zeitweise an Rande einer verheerenden Niederlage stand, wurden auch die Golanhöhen für kurze Zeit von Syrien wiedererobert. Israel konnte das Blatt wenden und die syrischen und ägyptischen Truppen zurückschlagen. Minenfelder, Bunkeranlagen und ausgebrannte Panzer zeugen von den damaligen Schlachten. Während mit Ägypten ein Friedensvertrag herrscht, sind die 1981 von Israel annektierten Golanhöhen ein Zankapfel zwischen Syrien und Israel. Trotz der blutigen Vergangenheit leben Drusen und Israelis hier friedlich mit- und nebeneinander. 

Unser erstes Ziel war das Naturschutzgebiet Banias am Fuße des 2.800 Meter hohen Hermon, der im Grenzgebiet zwischen Israel, dem Libanon und Syrien liegt. Hier befindet sich auch das einzige Skigebiet in Israel. Hier befinden sich die Quellen des Banias, einem Quellfluss des Jordan, dessen 10 Meter hoher Wasserfall sich ebenfalls in dem Naturschutzgebiet befindet. Wir konnten leider „nur“ den Wasserfall besuchen. Ich persönlich fand den Park noch schöner als Ein Gedi, da sich hier die Natur nicht gegen die Wüstenlandschaft Judäas durchsetzen musste. Den Park schaute ich mir mit Elisabeth, einer deutschstämmigen Australierin und ihrem Sohn Jude an. Sie ist gemeinsam mit ihren Eltern als kleines Kind nach Australien gezogen und war froh, ihre Deutschkenntnisse wieder aufzufrischen. Ihr Sohn sprach kein Deutsch. Die einzige Phrase, die er noch aus seiner Kindheit kannte (vermutlich, weil er sie oft gehört hatte), war: „Finger weg!“ Beide waren sehr religiös und ich traf sie zwei Tage später im Hostel mit der kompletten Familie und vor der Altstadt von Jerusalem wieder. Auch Jenny, eine Regierungsmitarbeiterin aus Hongkong und meine Landsfrau Jana traf ich später in Jerusalem wieder.

Unser drusisches Mittagessen nahmen wir in Mas’ada ein, einen drusischen Dorf mit Blick auf einen uralten Vulkansee ein. Unser nächster Stopp war der Berg Bental, von dem Mann einen fantastischen Panoramablick nach Syrien, Libanon und auf den Hermon. In dem Tal unterhalb des Mount Bental hat im Jom Kippur Krieg die größte Panzerschlacht seit dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Der Übermacht aus 1.400 syrischen Panzern standen nur ca. 100 israelische Panzer gegenüber. In einer erbitterten und blutigen Schlacht konnte David Goliath besiegen. Israelische Verbände konnte daraufhin fast bis nach Damaskus vordringen. Seitdem wird das Gebiet „Valley of the tears“ genannt. Das Tal der Tränen ist eine entmilitarisierte Zone, die von UN Soldaten kontrolliert wird. Es ist bewohnt und wird von der syrischen Polizei kontrolliert. Das israelische und syrische Militär haben allerdings keinen Zutritt zu der Zone. Auf dem Berg befinden sich alte Bunkeranlagen und Schützengräben aus dem Jom Kippur Krieg, die Besucher betreten können. Schilder zeigen die Entfernungen zu Großstäden. Die syrische Hauptstadt Damaskus befindet sich nur 65km von unserem derzeitigen Standort entfernt. Auf dem Berg befindet sich auch das Coffee Annan, das nach dem früheren UN Generalserektär Kofi Annan benannt ist. Das Wortspiel ist zweideutig: Auf hebräische bedeutet der Name „Café in den Wolken“.

Das vorletzte Ziel unseres Ausflugs war das Odem Mountain Winery auf einer Höhe von 1.100 Meter. Es wurde 2003 von Idit und Michael Alfasi aufgebaut, nachdem letzterer seinen Militärdienst abgeschlossen hatte. Der Wein wird in einer Handmanufaktur hergestellt. Nachdem Michael Alfasi uns den Herstellungsprozess erklärt hatte, konnten wir den Wein verköstigen. Wir fuhren zurück über Tabgha, dem Ort, wo Jesus fünf Leiber Brot und zwei Fische vermehrte und damit 5.000 Menschen speiste. Hier soll Jesus nach seinem Tod Petrus erschienen sein und ihm den Auftrag gegeben zu habe „seine Lämmer zu Weiden“. Die Metapher bedeutet, dass er und seine Nachfolger, die Päpste, als Oberhaupt über die Christen eingesetzt werden.

Nazareth in der Vorweihnachtszeit

Zurück in Nazareth nutzte ich die Gelegenheit, in den frühen Abendstunden die Stadt zu erkunden. Nazareth war, wie nicht anders zu erwarten, in vorweihnachtlicher Stimmung.  Als der Erzengel Gabriel Maria in Nazareth erschien, um ihr zu verkünden, dass die den Sohn Gottes in sich tragen würde, war Nazareth ein kleines Dorf. Heute ist es die größte arabische Stadt Israels, mit engen schmalen Gassen, sie sich über steile Hügel erstrecken. Während Nazareth 1949 noch eine mehrheitlich christliche Stadt war, ist deren Anteil heute auf 30 % gefallen. Gelegentlich soll es zwischen muslimischen und christlichen Arabern zu Spannungen kommen. Während meines Aufenthalts habe ich davon nichts mitbekommen.

Ich besuchte eine griechisch-orthodoxe und die Verkündidungskirche, die in den 1960-er Jahren an der ehemaligen Wohnstädte von Maria erbaut wurde und schlenderte durch die Gassen der Altstadt. Nazareth versprühte zu dieser Zeit, 17. Dezember, bereits eine gemütliche vorweihnachtliche Atmosphäre im Gegensatz zum deutschen Weihnachtseinkaufsstress. Nach dem Abendessen machte ich noch einen kurzen Stop in dem Kiosk meines Vertrauens, der von christlich orthodoxen Arabern betrieben wurde. Am nächsten Morgen übergab ich die Schlüssel an die Mutter meiner Gastgeberin, die mir als Weihnachtsgeschenk ein paar selbstgebackene Kekse mitgab, das ideale Frühstück für meinen nächsten Trip nach Akkon und Haifa.

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